Altersarbeit: Gefühltes und tatsächliches Alter Ob jemand arbeiten kann oder nicht, ist keine Frage des Alters, sondern der Lebensumstände des Einzelnen. 80 kann das neue 60 sein – obwohl sich die meisten unter 60jährigen das noch kaum vorstellen können.

Eine biologische Basis für einen generellen Ruhestand zwischen 60 und 70 existiert nicht mehr. Der Report «Maintaining Prosperity in an Ageing Society» der OECD zeigt, wie wenig feste Altersgrenzen mit der Lebenswirklichkeit zu tun haben: Bis ins achte Lebensjahrzehnt hinein sind die Gesundheitsunterschiede zwischen den Altersgruppen gering. In allen Dekaden gibt es Gesunde und Kranke, der gesunde 70-Jährige ist jedoch in der Regel kaum weniger leistungsfähig als der gesunde 55-Jährige.

Besonders sichtbar ist diese Entwicklung bereits in kreativen Berufen, die körperlich weniger belastend sind und stark von Erfahrung (und Bekanntheit) profitieren. Der Schauspieler Dustin Hoffman etwa gab 2012 als 75-Jähriger sein Regiedebüt ab – den Film «Quartet», der von vier grossen ehemaligen Opernsängern handelt. Und der Schauspieler und Kabarettist Emil Steinberger wagte mit 80 Jahren ein Bühnencomeback und ist auch mit 84 Jahren noch erfolgreich auf Tour.

Dennoch hat sich eine neue Altersgrenze herausgebildet. Sie hat nichts mit Medizin oder Pension zu tun, es handelt sich um einen psychologischen Schwellenwert. So zeigte sich in einer GDI-Studie zum Digital Ageing bei den befragten Schweizern ein plötzlicher Anstieg der (subjektiv angenommenen) Lebenserwartung nach dem 60. Geburtstag. Mit 60 merken die Menschen, dass das Leben noch lange nicht vorbei ist. Sie erkennen die Chance, aber auch der Herausforderung, ihre Biografien für ihre übrigen Jahrzehnte neu zu gestalten. Diejenigen hingegen, die jünger als sechzig sind, scheinen über diese Schwelle oft nicht hinauszudenken: Alles was dahinter liegt, wird als «alt» abgetan.

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